Wohnungssuche


Ein Erfahrungsbericht über die

Wohnungssuche für einen Gelfüchteten

von Sybille Heinich

Ich betreue seit ein paar Wochen einen jungen Syrer, der eine Wohnung sucht. Leider gestaltet sich dies recht schwierig, wie folgender Fall zeigt:

An einem regnerischen Dienstag im August hatten wir einen Termin, um eine Wohnung zu besichtigen. Wir standen eine halbe Stunde im Regen, bevor wir nach zwei vergeblichen Anrufen bei der Vermieterin relativ deprimiert von dannen zogen. Nach einem weiteren Anruf von einer anderen Nummer aus teilte mir die Ansprechpartnerin mit, sie habe die Verabredung vergessen. Wir vereinbarten einen neuen Termin, den sie eine Stunde vorher absagte, da die Wohnung bereits vermietet sei. Leider musste ich wiederum einen Tag später von einer Freundin erfahren, dass die Wohnung immer noch frei ist.

Im Namen aller Ehrenamtlichen bitte ich Eigentümer, die nicht an Flüchtlinge vermieten wollen, wenigstens den Mut zu haben, offen und ehrlich dazu zu stehen. Ich habe durchaus Verständnis für die Ängste vor eventuellen Problemen, die entstehen können, wenn man den falschen Mieter in seiner Wohnung hat, auch wenn dies nichts mit der Nationalität zu tun hat. Wer als Ehrenamtlicher sehr viel Zeit investiert, hat aber ebenso wie sein Schützling eine Behandlung verdient, mit der diese Zeit nicht verschwendet ist.

Ich jedenfalls gebe nicht auf, weil ich der festen Überzeugung bin, dass mein Schützling seine Chance verdient hat. Er ist jung, sehr freundlich, wissbegierig, hilfsbereit und ordentlich. Ich vertraue fest darauf, dass es Menschen gibt, die wie ich der Meinung sind, dass wir, die wir in Sicherheit geborgen leben und aufgewachsen sind, die Verpflichtung haben, etwas von unserem Glück abzugeben.

Sybille Heinich

Letzte Änderung:
2016-08-15 12:11
Verfasser:
Markus Fabian
Revision:
1.2
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